Samstag, 14. Januar 2017

Ich dachte immer, alternatives Training wäre langweilig!

Ich dachte immer, alternatives Training wäre langweilig. Das liest man ja auch schon im Begriff an sich. "Alternativ" bedeutet doch immer etwas zu machen, was nicht dem Eigentlichen entspricht. Man sucht sich etwas und geht einen Kompromiss ein. Alternativtraining bei uns Läuferinnen und Läufern ist ja meistens das Fahrradfahren oder das Schwimmen. Beides finde ich nicht so ansprechend. Vor allem Schwimmen! Wenn ich Pech habe (und das ist meistens der Fall, wenn ich ich eine Badeanstalt betrete), sind die Umkleideräume mit schreienden Kindern belegt (ich habe nichts gegen schreiende Kinder; aber in den Umkleidekabinen einer Badeanstalt hallt das immer so schrecklich!), die jeglichen Raum für sich in Anspruch nehmen (werdet ihr mal erwachsen, ihr kleinen süßen Wesen!). Mit ihren patschigen Fingern greifen sie in meinen Bodylotion-Topf und schmieren sich die Creme zur Freude der Eltern auf die Kleidung und verteilen den Rest in ihrem sabbernden Mund. Was ich davon halte? Nur schnell hier weg! Habe ich die Hürde des Umkleidebereichs einmal geschafft und tauche endlich in das Becken, fallen mir mindestens drei negative Eigenschaften über das Schwimmen ein: man kann sich nicht die Nase putzen, man kann sich nicht unterhalten und wenn man mal muss, dann muss man raus aus dem Becken und den langen Weg zur Toilette rennen. Nach den geschwommenen Kilometern steht dann der Weg zurück in die Umkleidekabine an und meistens ergebe ich mich meinem Schicksal und denke mir nur: nie wieder.
Anders verhält es sich beim indoor-biking. Das kann ja auch ziemlich langweilig sein, wenn das Fitnessstudio in irgendeinem dunklen Keller ohne Fenster und Aussicht ist. In meinem Fall ist es aber ein toller, heller Kraftraum mit Aussicht auf die umliegenden Berge und dem St. Moritzer See. Und das beste ist, dass dieser Raum nur von Nationalmannschafts-Athletinnen und Athleten benutzt werden darf! So war ich also letztens beim Alternativ-Training auf dem Spinnig-Bike im besagten Kraftraum und strampelte vor mich hin, als plötzlich die Türe aufging und eine einzelne männliche Person reinkam. Mein geschulter sportwissenschaftlicher Blick sagte mir sofort, dass es sich um einen Bobfahrer handeln muss, vielleicht sogar um einen Anschieben: Breite Schultern und Oberschenkel mit einem Durchmesser eines Elefantenbeins. Ich radelte weiter vor mich hin (Intervalltraining mit unterschiedlichem Widerstand) und beobachtete die Person aus dem Augenwinkel. Mit einer Hantelstange ohne Gewichte fing er an, erste Übungen zu machen. Mh, dachte, ich, ist das schon alles? Mehr geht da nicht? Als Läuferin habe ich mit Krafttraining ja ungefähr so viel am Hut wie Spiderman ohne Spinnenfäden. Aber die Show war noch nicht zu ende. Es folgte ein Durchgang mit Gewichten so dick wie Autoreifen. 4x4 Wiederholungen mit gestreckten Armen über den Kopf und dann Bäng: die Hantelstange aus voller Bewegung auf den Gummiboden fallen lassen. Mann, was hatte ich mich erschrocken! Aber das ist wahrscheinlich nur Teil der Show, so dass alle (in dem Fall nur ich) bewundert zu der Person schauen sollen. Danach wurden nochmals 2 weitere Autoreifen auf die Stange geknallt und das Spektakel begann von vorne. Ich fühlte mit den Bandscheiben dieser Person und brachte mich unbewusst in Deckung, falls gleich eine rausspringen sollte. Die Vorstellung endete nach einer weiteren Runde Autoreifen und einem Getänzel vor dem Finale wie Usain Bolt vor einem 100m Sprint. Danach räumte die Person alles wieder auf und verschwand aus dem Raum. Währenddessen schaute ich auf die Uhr und freute mich wie Bolle, dass ich 30 Minuten länger als geplant trainiert hatte. So macht alternatives Training Spass!

Mein Musiktipp: 
https://www.youtube.com/watch?v=0n7v-gGYpaw 
Aussicht vom Spinningbike

Auf dem Spinningbike :-)