Montag, 30. Juli 2012

Die ewige Suche nach dem perfekten Laufschuh


Die Regale in den Sportgeschäften sind voll mit Schuhen in den buntesten Farben und Formen. Man kann zwischen so vielen Modellen auswählen, dass es einem ganz schwindelig wird. Nachdem Jahrzehnte lang kommuniziert wurde, dass ein Schuh den Fuss beim Laufen unterstützen muss, wurden die Modelle mit Gelkissen, Luftkissen und Federn ausgestattet. Sie wurden erhöht, verstärkt und gehärtet. Nur damit der Fuss eines nicht macht: Natürlich rollen. Wer beim Laufen stark nach innen knickt, ist ein sogenannter „Überpronierer“. Der Knickfuss wird dann mit einer Verstärkung an der Innenseite des Schuhs in die „biomechanisch richtige Form“ gebracht. Aber die sogenannte Pronation hat ja eigentlich den Sinn, dass der Fersenaufprall vermindert wird. Der Fuss knickt beim Aufprall absichtlich etwas nach innen, um die eingehenden Kräfte abzufedern. Wenn nun aber der Schuh in genau dem Bereich eine starke Einschränkung aufweist, ist die logische Schlussfolgerung ein nicht mehr natürliches Abrollverhalten.
Das motorische und kinästhetische System wird durch die Korrektur völlig eingeschränkt und ein neues Bewegungsprogramm muss einstudiert werden. Der Körper ist erst mal überfordert und reagiert oftmals mit Schmerzzuständen. Und noch interessanter ist, dass durch massiv gedämpfte Fersenbereiche in den Sportschuhen der Anstieg an Achillessehnenbeschwerden zugenommen hat.
Und was soll man jetzt für einen Schuh kaufen, wenn man einen Knickfuss hat oder X-Beine oder gar eine Beinverkürzung?! Am besten gar keinen. Denn unser Fuss ist von der Natur eigentlich so konstruiert, dass er keine Stütze braucht. Wer jetzt voreilig alle Schuhe aus dem Fenster wirft, handelt im ersten Moment falsch. Wenn der Fuss jahrelang in einem gestützten Schuh gelaufen ist, muss er das Laufen ohne „Hilfe“ erst wieder lernen. Die Fuss,- und Beinmuskulatur muss sich neu einstellen und reagiert in der ersten Zeit häufig mit Verhärtungen. Die Waden trifft es hierbei am schnellsten. Ratsam ist es, den Umfang des „Natural Runnings“ langsam und schrittweise zu steigern. Es empfiehlt sich, nach den gewohnten Laufkilometern noch 2-3 Kilometer barfuss im langsamen Tempo zu absolvieren. Hierzu wählt man am besten einen weichen Rasen oder eine Tartanbahn. Und an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die Hälfte der Fersenläufer durch diese Übung plötzlich zu Vorderfussläufern wird! Wer es nicht schon einmal ausprobiert hat wird feststellen, dass es sich barfuss nicht sonderlich gut über die Ferse läuft. Hier kommt dann wieder die Evolution und o.g. Argument ins Spiel, dass unser Fuss zum Laufen über Mittel,- und Vorfuss gemacht wurde. Die Achillessehne ist nun mal die stärkste Sehne in unserem Körper und ist dazu gemacht, die Kraft der Muskeln auf den Mittel,- und Vorfuss zu übertragen. Das Längs,- und Quergewölbe des Mittel,- und Vorderfusses greifen ebenfalls in die natürliche Abrollbewegung ein, indem sie den Aufprall dämpfen und federn. Wer noch nie über den Vorderfuss oder Mittelfuss gerannt ist, sollte nun schnellstens mal die Schuhe ausziehen und barfuss über den Asphalt rennen. Und mit Rennen meine ich zügiges sprinten! Den Aufprall auf die Ferse spürt man fast bis in den Kopf rauf und die Energie geht nach unten in den Boden, anstatt nach vorne. Probieren geht über Studieren. Und aller Anfang ist schwer. Deswegen sollte das Laufen in nicht gestützten Schuhen wohl dosiert begonnen werden! Das Dehnen der Waden,- und Fussmuskulatur im Anschluss gehört bei diesem Programm zudem einfach dazu. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Firmen, die leichte, weiche Schuhe ins Programm aufgenommen haben. Meine Empfehlung sind neben Salomon Relax,  Nike Free und Adidas Chill auch der Asics Gel Excel.

Meine Trainingswoche:
Am Montag ging es mit meinen Kunden diverse Male um den St. Moritzer See und auf die 400m-Bahn, wo gegen den Wind gesprintet wurde. Der Dienstag und der Mittwoch waren wieder ganz im Zeichen von Longjogs mit Gepäck, wobei ich auf 50km kam. Am Donnerstag schnürte ich meine „Natural Running“ Schuhe und joggte locker und leicht über die Via Engiadina. Es ist schon ein tolles Gefühl in diesen leichten Schuhen! Die 23km spürte ich allerdings am nächsten Tag in beiden Wadenmuskeln! Am Freitagmorgen joggte ich mit meiner Frauengruppe die Strecke des Engadiner Sommerlaufs ab. Wir wählten allerdings die 10k Strecke von Pontresina nach Samedan und brauchten knapp 1 Stunde 11 Minuten. Ein tolles Resultat für meine Damen, von denen einige erst vor ein paar Monaten mit dem Joggen begonnen hatten! Im Anschluss drehte ich dann nochmals auf: 5x800m in drei Minuten. Und damit ich mich auch richtig verausgaben konnte, lief ich diese Runden auch noch mit einem 3,5kg schweren Rucksack auf dem Rücken. Das hatte leider zur Folge, dass ich schon nach dem ersten Durchgang das Handtuch schmeissen wollte. Ich war völlig fertig! Ich motivierte mich zu einem zweiten Durchgang und merkte ziemlich schnell, wie ziemlich viel Laktat in meine Beine und Arme schoss. Igitt, was für ein ekelhaftes Training. Meine Gedanken kreisten nur noch darum, wie ich mich selber austricksen konnte, um das Training abzubrechen. Alle Versuche scheiterten kläglich. Die dritte Runde war dann noch fieser, da der Wind aufdrehte und mir kräftig von vorne entgegen peitsche. „Der Wind ist mein Freund, der Wind ist mein Freund“, sang ich mir vor und schmiss mich über die Ziellinie. Es half alles nichts. Ich konnte nicht mehr, wollte aber trotzdem nicht aufgeben. Für die letzten beiden Durchgänge motivierte ich mich damit, dass ich den Rucksack abgeben durfte. Den Unterschied merkte ich allerdings nur auf den ersten 200 Metern; danach übersäuerten meine Muskeln wieder gleich schnell. Nachdem ich dann Runde vier hinter mich gebracht hatte und mein Gesicht einer Tomate gleich, sah ich keine andere Möglichkeit mehr, als das Programm bis zum Ende durchzuziehen. Und danach war die Freude gross! Es lohnt sich halt manchmal durchzuhalten…
Am Samstag war Pause und am Sonntag ein 12km lockerer Dauerlauf angesagt. Insgesamt habe ich ca. 114km gemacht. Das System kommt langsam wieder in Fahrt.
Mein Musiktipp: 
http://www.youtube.com/watch?v=vCadcBR95oU

Das Val Roseg im Sommer..


Eisbaden im Inn!

Dinkelmehl-Haferflocken-Pflaumen-Pfannkuchen! Da brauche ich nur einen von und bin satt!

Schuhe??

Sonntag, 22. Juli 2012

Musik als Doping?


Wie aufmerksame Blogleser meiner Seite vielleicht schon festgestellt haben, ist Musik für mich sehr wichtig. Nicht nur während der Regenerationsphase sondern auch beim Laufen an sich. Wenn sich vor einem Long-Jog leichte Unlust bemerkbar macht, lade ich mir schnell ein paar neue Alben auf meinen i-Pod und freue mich, zwei Leidenschaften gleichzeitig nachgehen zu können: Beim Joggen neue Musik hören; da spielt dann auch das Wetter und die Distanz nur noch eine untergeordnete Rolle. In der neuen Ausgabe des LOOX Magazins (www.loox.com)  habe ich nun einen wissenschaftlich fundierten Artikel zum Thema „Musik und legales Doping“ gelesen und musste doch leicht schmunzeln, weil es heisst: „Die richtige Musik zum Sport hat laut Karageorghis (A.d.A. Leiter der Studie) 120 bis 140 Schläge pro Minute: Punk-Songs sind ebenso ungeeignet wie Rock-Balladen.“ Wie bitte? Hat sich hier der Autor vielleicht verschrieben? Sollte es nicht heissen : Punk-Songs sind besonders geeignet? Soviel zum Thema wissenschaftliche Studien. Ich sollte wohl meine Dissertation über Wüstenläufe und Punkmusik schreiben. Für mich gibt es ja nichts Effektiveres, als 200 Songs von „NOFX“ auf einem trostlosen 40km Long-Jog zu hören!
Aber, und jetzt wird es erst richtig spannend: In einem anderen Artikel, den ich recherchiert habe, heisst es: „Wenn Musik zum Joggen ausgewählt wird, sollte der Sportler Musik wählen, die nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam ist. Rockmusik neigt dazu, dass man schneller läuft als ratsam, motiviert allerdings sehr leicht.“ (www.klangschreiber.de) YEAH! ROCK N ROLL!
Vergesst also Talent, Training und schweisstreibende Workouts! Mit der richtigen (und die Betonung liegt hier auf „richtigen“) Musik im Ohr wird man besser und schneller, ohne dass man es merkt. Man muss allerdings aufpassen, dass man beim Musikhören beim Wettkampf nicht erwischt wird. In den amerikanischen Richtlinien des Leichtathletikverbandes wird ausdrücklich daraufhin gewiesen, dass elektronische Geräte (sprich i-Pod o.ä.) beim Wettkampf nicht erlaubt sind. Eine Athletin musste deswegen 2009 beim Lakefront Marathon in den USA disqualifiziert werden!

Was ist in den letzten Wochen passiert?
Nachdem ich am 21.06. aus der Gobiwüste zurückgekehrt war, stand die Regeneration ganz oben auf dem Programm. Ich liess es locker angehen und trabte hier und da mal durch die Gegend und war froh, keine Leistung erbringen zu müssen. Zudem stand für den 08.07. noch ein Marathon auf dem Plan. Ich hatte mich leichtsinnigerweise mit zwei Freundinnen beim Triathlon Challenge in Roth angemeldet. Zusammen mit Isi und Anke sollten wir ein starkes Team abgeben. Anke schwamm in einer fantastischen Zeit von 01h07min die 3,8km durch einen Kanal und Isi spulte mal eben so 180km auf dem Rennvelo ab! Respekt! Nach 05h56 übergab sie mir den Transponder und ich joggte fröhlich und locker gestimmt auf meine 42km Runde. Bis km 21 lief alles super. Ich hatte einen Schnitt von vier Minuten pro Kilometer und fühlte einfach eine grosse Ausdauer in mir. Wäre da nicht diese fiese gerade, flache, asphaltierte Strecke entlang eines Kanals gewesen. Und hätte ich doch mal am Vorabend auf das Reis-Curry verzichtet (oder auf den Curry!). Zuerst machten die Oberschenkel dicht und ich hatte extreme Schmerzen und dann meldete sich mein Darm. Zum Glück waren wir in einem Waldstück angekommen, so dass ich diverse Male ins Gebüsch springen konnte. Das Fazit: Die 200.000 Zuschauer und Fans waren weltspitze. Die Stimmung war riesig. Aber: nachdem ich nach 3h29 das Ziel erreicht hatte, stand für mich fest, dass ich erst wieder einen Marathon auf der Strasse laufe, wenn ich auch genau das trainiert habe! Und nicht vorher 250km nur über Geröll und Sand gelaufen bin…
Seit dem 16.07.2012 habe ich das Training für die Sahara aufgenommen. Noch 15 Wochen bis zur Abreise. Die erste Woche liess ich es langsam angehen und kam auf insgesamt 95km. Am Montag lief ich bis zum Wasserfall und war froh, endlich keinen Schnee mehr auf der Strecke zu haben. Dienstag und Mittwoch standen ganz im Zeichen meiner Trainingskunden und am Donnerstag hatte ich mich zum ersten Long-Jog verabredet mit Roberto und Kristina. Roberto ist ja auch so ein verrückter Ultraläufer und belegte beim Atacama Crossing den 32.igsten Platz!  Wir liefen von St. Moritz bis auf den Suvrettapass und über steiniges Geröll bis nach Bever. Insgesamt 23km und total 1500 Höhenmeter. Es war einfach nur ein herrliches Gefühl wieder laufen zu können. Und dieses befreite Gefühl zeigte mir, dass die Regenerationsphase nun abgeschlossen war. Am Freitag ging es über meine Lieblingsstrecke auf den Hahnensee und endlich mal wieder über Surlej retour. Der Weg ist im Winter nicht geräumt und so musste ich nun knapp 7 Monate warten, bis ich wieder auf meinem persönlichen „Energiestein“ stehen und ins Tal schauen konnte. Die Freude war gross! Am Samstag war Pause mit Sauna. In verbrachte zweimal 15 Minuten in der 90 Grad heissen Finnischen Sauna und bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich diese Saunagänge 1.regelmässig in mein Training einplanen und 2.die Länge der Sessions erhöhen muss! Ich bin gespannt! Am Sonntag stand wieder ein Long-Jog auf dem Programm. Der Weg führte mich durch Champfer bis zur Signalbahn hoch, weiter ins Val Suvretta und über den schönen Via Engiadina bis zum Beach Club und retour am See vorbei bis nach St. Moritz. Das Wetter wechselte ziemlich häufig zwischen Sonnenschein und Regen und die Temperaturen waren ziemlich frisch. Die heisse Badewanne ist auch im „Sommer“ Plan meiner Regeneration, zudem 210 Gramm Rinds-Entrecote….
In diesem Sinne kommt mein Musiktipp dieses Mal von den Punkvätern: Die Sex Pistols!
http://www.youtube.com/watch?v=dtUH2YSFlVU&feature=related 

Atacama und Gobi Campionessa


Meine Lieblingsbeschäftigung

Schon wieder...

Challenge Roth v.l.n.r. Isi, Anja, Anke, ich

Der Goldbär ist auch überall...

Himmel auf Erden!

Training für die Antarktis..

Via Engiadina oder Karibik?



Sonntag, 1. Juli 2012

Bilanz nach 2 Rennen

Zwei von vier Rennen habe ich geschafft. In zwei von vier Rennen konnte ich so rennen, wie ich es immer mache: locker, frei und unbeschwert. In zwei von vier Rennen bin ich als erste Frau über die Ziellinie gesprungen. Und das jedes Mal in einer neuen Rekordzeit:
Für die 250 km durch die Atacamawüste habe ich 29:49,53 gebraucht. Nur 12 Männer waren schneller als ich. Für die 250km durch die Gobiwüste waren es nur 27:53, 21. Hier konnten gerade mal 3 Männer vor mir ins Ziel rennen- und mit 3h50min Vorsprung auf die zweitplatzierte Frau war es ein einsames Rennen für mich. Die Zahlen sprechen für sich. War ich in der Atacamawüste noch etwas vorsichtig unterwegs, so konnte ich in der Gobiwüste doch mein Tempo steigern und schneller laufen, obwohl das Terrain technisch sehr schwierig war: 60% Steine, 20% Canyons und 20% flache Sandstrasse. An ein schnelles Marathonrenntempo war da nicht zu denken. Jeder Schritt musste in einem Sekundenbruchteil koordiniert werden; jeder Fehltritt hätte fatale Folgen gehabt. Trotzdem konnte ich das Tempo immer relativ hoch halten und lief wie an einer Schnur gezogen durch die ausgetrockneten Flussbetten. Immer wieder dachte ich, dass es doch einen Trampelpfad geben müsste; immer wieder fiel ich auf diese Täuschung rein. Ich musste mir den Weg immer selber suchen. Und die Füsse hochheben, was enorm viel Kraft kostete. Dennoch würde ich eine solche Landschaft einer flachen Strasse immer vorziehen. Ich liebe die technischen Routen, wenn es über Stock und Stein geht. Ich fliege locker und leicht über die Steine hinweg. Das ist zumindest meine Vorstellung. Als ob ich Sprungfedern unter meinen Füssen hätte. Meine Mitstreiter haben mich oft gefragt, wie ich trainieren würde. Meine Antwort war immer die gleiche: Da, wo ich lebe, gibt es keine flachen Strassen. Wir haben nur Trails. Ich kann gar nicht flach laufen und schon gar nicht auf Asphalt. Das Engadin ist mein Trainingsparadies. Und da ich mit dem Joggen ja erst angefangen habe, als ich in die Berge gezogen bin, kann ich gar nicht sagen wie es ist, nur auf "Strasse" zu trainieren. Zudem würde ich aber auch behaupten, dass ich keine Strassenläuferin bin. Erst die vielfältigen und abwechslungsreichen Wege hier in den Bergen haben meine Leidenschaft zum Laufen geweckt. Würde ich in einer Stadt wohnen, hätte ich mein Talent vielleicht gar nie entdeckt. So kommt immer eins zum anderen. Man muss offen sein und den inneren Vorstellungen folgen. Ausprobieren, anstatt zu sagen, ich kann das doch eh nicht. Etwas wagen und den Mut haben, auch Grenzen zu überschreiten. Denn oftmals mangelt es an Vorstellungskraft, etwas Neues anzupacken. Die Leidenschaft und die Begeisterung für eine Sache sollten immer verfolgt werden. Die innere Stimme weist uns schon den Weg.
Zurück zu meiner Halbzeit.
Langsam erst beginne ich zu begreifen, welche Leistung ich in der Gobiwüste gezeigt habe. Langsam erst tauchen Bilder der Strapazen auf und zeigen mir ein Bild von einem unglaublichen Willen, die Wüste mit einer starken Leistung beenden zu wollen. Der Wille, an meine Grenzen zu gehen, mit dem Glauben, es schaffen zu können. Mein Körper ist gefüllt mit sportlichen Erlebnisse und Erinnerungen. Damit meine ich nicht nur mein Hirn. In jeder Zelle meines Körper sind diese sportlichen Leistungen gespeichert. Ich weiss, was es bedeutet, zu gewinnen, aber auch zu verlieren. Ich habe fast 25 Jahre lang Handball gespielt. Zuletzt in der 3. Liga Deutschlands. Ich habe einige Meisterschaften gewonnen, aber auch verloren. Ich war es bisher gewohnt, den Erfolg oder Misserfolg im Team zu erleben und zu teilen. Nach einem guten Spiel haben wir uns gegenseitig gratuliert; und nach einem verlorenen Match haben wir das Leid geteilt und Fehler analysiert. Jetzt jedoch bin ich alleine unterwegs und darf meine eigene Mannschaft sein. Ich bin Trainerin, Athletin, Betreuerin und Fan. Und das bedeutet, dass ich mir nach einem Sieg selber auf die Schulter klopfe und mich im Training zur Höchstleistung motivieren muss. Es ist ein komplett anderes Gefühl, alleine oder als Mannschaft zu siegen (oder zu verlieren). Da ich es "gelernt" habe, in einem Team zu siegen, fällt es mir nun als Einzelsportlerin schwer, mit dem Einzelerfolg umzugehen. Klar, ich kann nun sagen, ich habe alleine das Ziel erreicht. Nur weil ich so stark war, habe ich auch den Titel gewonnen. Aber es ist auch ein einsames Siegen. Eine völlig neue, interessante Erfahrung für mich.

Dass ich bisher beide Rennen als schnellste Frau gewinnen konnte, hängt sicher mit einem seriösen Trainingsplan zusammen. Zudem kommt aber auch die Komponente, dass mir das, was ich gerade mache, sehr viel Spass macht. Auch wenn die Trainingseinheiten manchmal anstrengend sind und mir manchmal die Motivation fehlt: Es lohnt sich. Denn der Weg zum Ziel ist eigentlich der Schönste. Der Moment des Siegens ist nur so kurz. Eigentlich sollte man nach jeder Trainingseinheit feiern wie die Königin von England ihr 60.igstes Thronjubiläum. Mit Pauken und Trompeten.
Denn die Phase nach einem Sieg (oder Wettkampf) ist längst nicht so schön, wie man sich das vorstellt. Ich bin erst mal in ein tiefes Loch gefallen und konnte einige Tage nichts mit mir anfangen. Ich habe als Trainerin zu mir gesprochen, und mich für die gute Leistung gelobt. Zugleich habe ich mir eine Trainingspause verordnet. Aber das war schwieriger umzusetzen, als ich dachte. Und dann habe ich mich doch ein wenig bewegt und kam mir vor wie auf rohen Eiern. Also doch lieber eine Pause. Ich musste mich zur Pause regelrecht zwingen. Ich musste die Portion Adrenalin auf eine andere Weise erzeugen. Und dann habe ich einfach mal nichts gemacht und mein System auf Pause gestellt. Ich habe bildlich auf einen grossen Pausenknopf gedrückt und konnte erst dann abschalten und habe gemerkt, wiedie Ruhe meinem Körper und Geist gut getan haben.
Im Moment steht also ein lockeres Training auf dem Programm. Ich gehe schwimmen und biken und mache ein leichtes Stabilisationstraining für die Muskulatur. Denn: am kommenden Wochenende gehe ich auch schon wieder an den Start: dieses Mal in einem Dreierteam beim legendären "Challenge Roth Triathlon". Anke schwimmt 3,8km, Isi radelt mal eben 180km und für mich bleiben dann noch 42 km zum rennen übrig. Ich bin gespannt, wie ich unterwegs sein werde und will eigentlich noch gar nicht dran denken. Ich versuche aber trotzdem meinen Geist auf diese Strecke einzustellen und produziere ausschliesslich positive Gefühle und Gedanken (die die negativen verdrängen,...).
Nach dem Marathon folgt eine Woche regeneratives Laufen und dann geht es ab der KW 29 mit der Vorbereitung für die Sahara und Antarktis los. 15 Wochen bleiben dann bis zum Start in der heissesten Wüste der Welt. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wo ich mich überwiegend aufhalten werde: in der Biosauna? Ich freu mich...